Eine aktive Teilnahme am Stadtleben erfordert von uns hin und wieder auch Veröffentlichungen in den lokalen Zeitungen. Alles, was uns unter den Nägeln brennt, werden wir möglichst auch hier veröffentlichen.
Das „Altstadthaus“ oder die Geschichte von der
langen Bank.
Wie entstand die Idee des Altstadthauses?
Wir Altstädter sind ein eigenes Völkchen, wohnen gerne mitten in der
Stadt in
unseren verwinkelten, renovierten oder nur modernisierten aber
romantischen
Fachwerkhäusern. Jeder hat seinen eigenen Pott, aber eben auch die
heimelige
Nähe zu den Nachbarn.
Die Nachbarschaft ist nicht immer ganz einfach, aber verlässlich,
meist
liebenswert und Mensch fühlt sich aufgehoben, angenommen und
angekommen.
Nur leider ist dieses „Idyll“ bedroht.
Der Generationswechsel gestaltet sich schwierig in dieser Zeit. Häuser
stehen
zum Verkauf und werden als „Sahneschnittchen“ zu Preisen angeboten, die
in
keiner Relation zu den notwendigen Renovierungskosten stehen.
Nun ja, dann renoviert man eben nicht, vermietet das Haus an
Zeitarbeiter,
nimmt exorbitante Mieten und dann rechnet sich das Ganze
doch.
Doch zu wessen Lasten geht das?
Zu Lasten der Wohnqualität und zu Lasten der Häuser!
Theoretisch könnten wir alle wegziehen und die Rhedaer Altstadt dem
„Markt“
und letztendlich dem Abriss überlassen...
...nur wollen wir unser Lebensumfeld nicht kampflos
verlassen.
Wir wollen verhindern, dass Häuser, die seit 300-400 Jahren in dieser
Stadt
stehen, binnen kurzem durch Übernutzung und Vernachlässigung zu
„abgerockten“ Ruinen werden.
In der lokalen Presse haben wir auf alle diese Probleme und
deren
wahrscheinliche Folgen hingewiesen mit dem Resultat, dass die Stadt
tatsächlich
einmal von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machte und eines der
oben
genannten Häuser erwarb. Leider fand sich offensichtlich kein Bewerber,
der
auch beabsichtigte, die notwendigen Renovierungen vorzunehmen und das
Haus
nicht überzubelegen.
Als wir hörten, eine Künstlerin sei interessiert, waren wir begeistert.
Das war
genau das, was wir uns für die Altstadt wünschten: Aufwertung durch
Kultur.
Bei genauem Hinsehen waren jedoch auch ihr die Kosten zu hoch.
Vielleicht
konnten wir helfen, vielleicht gab es Förderprogramme für Kultur in der
Stadt in
Verbindung mit denkmalgeschützten Häusern...gab es leider
nicht.
Bei der Sichtung aller Möglichkeiten wurden wir jedoch auf
Förderprogramme
des Landes aufmerksam, die für Kommunen, Vereine und Initiativen
offen
standen. Also, dachten wir, stellen wir doch den Antrag, auf ein
„Altstadthaus“...
Wir fanden schnell Unterstützung, denn viele fanden die Idee
überzeugend. Wir
fanden Architekturfachleute für die Planung (pro bono!) und
begeisterte
AltstädterInnen, die ihre Ideen für die Nutzung einbrachten. Alle
konnten sich
ein Haus für die Altstadt vorstellen. Ein Dach für die AltstädterInnen,
die seit 40
Jahren ihre Veranstaltungen unter freiem Himmel ausrichten, alle
Utensilien
privat oder im Wenneberschulkeller einlagern und Sitzungen
in Küchen oder
Wohnzimmern abhalten.
Das Haus böte sich an, um auch den Touristen und Besuchern der Altstadt
einen
angemessenen Rastplatz mit Informationen bei Kaffee und Kuchen zu
bieten. Es
könnte ein Anlaufpunkt werden für Rheda-Wiedenbrücker BürgerInnen und
andere
heimische Vereine und es würde die Altstadt attraktiver machen!
Es könnte möglicherweise wieder begeisterte „Altstadtneubürger“
anziehen.
Der Plan wurde dem Rat vorgestellt und entsprechende Anträge
gestellt.
Die Politik schien allgemein wohlwollend und auch der Vertreter
der
Bezirksregierung signalisierte: Optimismus.
Es waren alle Unterlagen zur Antragsstellung fertig!
Die SPD jedoch meinte, man solle noch andere Optionen prüfen! So zogen
die
Monate ins Land.
Zwischenzeitlich verselbstständigte sich unser Projekt. Der Architekt
wurde (ohne unser Wissen) fest von der Stadt
engagiert, die Planung wurde üppiger. Schließlich sollte das Haus
im Besitz der Stadt verbleiben, daher müsse es ein „Schmuckkästchen“
werden
und als öffentliche Hand müsse man vielfältige Auflagen
einhalten.
Die Kosten stiegen und stiegen, aber man beruhigte uns: das
„Altstadthaus“
bliebe allemal eine Win-Win-Situation und man erhalte ein Fachwerkhaus,
die
Renovierungskosten würden durch Fördermittel gedeckt und das
inzwischen
erarbeitete Nutzungskonzept sei hervorragend und eine Bereicherung für
die
Stadt.
Die Kommunalwahlen standen an und mit „Move“ zog eine Partei in den
Rat, die
sich explizit die „Verhinderung des Altstadthauses“ auf die Fahnen
geschrieben
hatte – was für eine Glanzleistung!
Die politische „Großwetterlage“ hatte sich verändert. Mit Hilfe der
Verwaltung
erörterten wir, welche Möglichkeiten noch blieben. Nochmal den Parteien
das
Projekt vorstellen, nochmal herausstellen, wie wichtig dieses
Engagement für
den Erhalt der Rhedaer Altstadt sei etc.
„Move“ ereiferte sich über die Kosten und wollte die Landeskassen
schonen, die
SPD hielt es nicht einmal für nötig, uns anzuhören.
Von Sitzung zu Sitzung wurden neue „Verzugsanträge“ gestellt. Die Zeit
verging,
der Fördertopf war schon von vielen Seiten angezapft worden und fast
leer. Als
unser Antrag endlich gestellt werden konnte, wurden ihm zwar noch von
der
Bezirksregierung gute Aussichten auf Erfolg attestiert, aber leider
wurde er in
Düsseldorf abgelehnt.
Letzte Ideen waren:
Renovierungen um den Erhalt sicherzustellen und eine auf das
Erdgeschoss
beschränkte Nutzung durch die Bürgerinitiative
Altstadt.
Da das Haus aber im Besitz der Stadt verbleibt, müssen diverse
Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden, die wieder eine
umfängliche
Renovierung erforderlich machen.
Schenkung des Hauses an die Bürgerinitiative Altstadt
Rheda.
Da wir die notwendigen Renovierungen finanziell nicht stemmen
können,
müssen wir leider auf dieses Angebot verzichten.
Das war die Geschichte von der Idee des
„Altstadthauses“ oder:
Wie unterstützen wir das Ehrenamt nachhaltig und
erhalten unsere Lebens- und
Wohnqualität in der Altstadt?!
Was bleibt?
Frustration, Enttäuschung und viele
Fragen:
Warum gab es von Seiten der Politik eher
Verhinderung statt Unterstützung
(außer von den Grünen)?
Warum wird eine Emstreppe in Wiedenbrück, die hohe
Kosten verursacht, von
allen als wichtig erachtet, ein Bürgerhaus in der
Altstadt Rheda aber nicht?
Warum torpedieren Teile der Kommunalpolitik
ehrenamtliches Engagement und
brüsten sich auch noch öffentlich
damit?
Was wird aus dem Haus Großer Wall
21?
Wird der Ausverkauf der Altstadt
weitergehen?
WICHTIG:
Auch die Politik sollte nicht den Stellenwert der
Rhedaer Altstadt unterschätzen!
Wir sind nicht nur engagierte Bürger, unser
Stadtteil ist die Verbindung zur
Vergangenheit dieser Stadt, ist ein touristisches
Highlight und vor allem auch ein
liebens- und lebenswertes Wohnquartier im Herzen des
Stadtteils Rheda.
Der Bestand dieses Kleinods sollte einen hohen
Stellenwert haben, zumindest höher als eine „Ententreppe“.
Presseerklärung der Bürgerinitiative Altstadt Rheda 13.05.2020
Thema Doktorplatz und der Verkauf der Gaststätte
Neuhaus
Der Rhedaer Doktorplatz steht kurz vor seiner Fertigstellung.
Jeden Tag kommen neugierige Bürger, um die Fortschritte zu bestaunen.
Und es wirkt!
Der neue Doktorplatz ist gut begehbar, wirkt größer und heller, eben sehr einladend.
So kann die gute Stube Rhedas aussehen.
Die gute Stube Rhedas braucht aber auch Restauration.
Mit großer Sorge beobachten wir die diesbezüglichen Aktivitäten am Doktorplatz.
Eine alteingesessene, gastronomische Institution soll samt Nachbargebäuden verkauft werden, nur was passiert dann?
Wir hatten gehofft, dass die Stadt diese Gebäude mit ihrem Vorkaufsrecht erwerben würde, um eine für den Stadtteil und den Tourismus wichtige Nutzung zu ermöglichen.
Ein „altes Gasthaus“ mit Übernachtungsmöglichkeiten ( z.B. einem Fahrradhotel) oder gehobene Gastronomie mit hochwertigen Wohnungen sind ebenfalls vorstellbar.
Wir hatten gehofft, dass bei der Neugestaltung des Doktorplatzes ein Gesamtkonzept verfolgt wird.
Die Gaststätten Doctor's, Neuhaus und Münze sind Herzstücke des Doktorplatzes und müssen als Restaurationsbetriebe erhalten bleiben. Was nützt uns die schönste Rhedaer „Gute Stube“, wenn dort nur eine Kneipe und ein Restaurant betrieben werden? Gut, man könnte natürlich einen „Picknickplatz“ ausweisen. Das käme billiger,aber so gelingt es nicht, den Stadtteil aufzuwerten!
Rheda trägt seit Jahren die Hauptlast des Billiglohnsektors und des Strukturwandels mit allen Folgen, es sollte nicht auch noch durch inkonsequente, nicht vorausschauende Politik vernachlässigt werden.
Der Rat der Stadt Rheda-Wiedenbrück sollte das Heft des Handelns in der Hand behalten, auch wenn die Finanzlage angespannt ist. Die Weichen müssen jetzt richtig gestellt werden, sonst bleibt am Ende trotz aller Investitionen der Doktorplatz als attraktives Herzstück Rhedas ein frommer Wunsch.